Der Berger des Pyrénées ist eine natürliche Rasse
Der Berger des Pyrénées ist im Gegensatz zu künstlich geschaffenen Rassen – wie z.B. dem Dobermann oder dem Eurasier – eine Rasse, die über Jahrhunderte entwickelt wurde: weniger von Menschen als viel mehr von der Gebirgslandschaft der Pyrenäen und vom ursprünglichen Verwendungszweck, nämlich dem weitgehend selbständigen Hüten von Herden, z.B. von Schafherden, aber auch von gemischten Herden, die aus Pferden, Ziegen, Schweinen und Schafen bestehen. Um diese Arbeit im Hochgebirge zu bewältigen, braucht ein Hütehund ein hohes Maß an Intelligenz, Eigenwillen und Vorsicht, viel Mut und Energie. Die Rasse trägt diese natürlichen Veranlagungen in sich, die zuerst der Züchter in seiner Zuchtplanung und nach ihm der Käufer in der Erziehung des Welpen respektieren und leiten sollte.
Wenn wir Ihnen nun einige Informationen zum Berger des Pyrénées (sprich: Bärschee dee Pireenee) geben, müssen wir in der Mehrzahl reden von den Bergers! Denn unser Club betreut zwei Rassen, die zu Ihrer Verwirrung beide Berger des Pyrénées heißen. Damit Sie sich besser orientieren können, hier also die Grundeinteilung: Es gibt zwei Rassen mit je zwei Varianten.
Der Berger des Pyrénées ist eine vielfältige Rasse
1. Es gibt den „langhaarigen“ Pyrenäen-Hütehund, und zwar in einer Variante, die mehr oder weniger stark am Körper zotthaarig ist, und in einer Variante, die weniger Unterwolle hat. Diese Rasse ist weltweit verbreitet.
2. Es gibt den „kurzhaarigen“ Pyrenäen-Hütehund, und zwar in der Variante, die deutlich kürzere Behaarung im Gesicht hat (das ist der eigentliche, traditionelle FaceRase – sprich: Fas Raas = „rasiertes Gesicht“), und in der Variante, die auch am Körper eher kurzhaarig ist (das ist der Piémont). Diese Rasse nimmt an Beliebtheit zu.
Beide Rassen unterscheiden sich in einigen wesentlichen Bereichen: In der Kopfstruktur ist der Langhaar dreieckiger, weil der Fang kürzer ist, in der Widerristhöhe streben die cbp-Züchter für den Langhaar einen Kernbereich zwischen 40 und 46 cm an und für den Kurzhaar einen Bereich zwischen 46 und 54 cm.
Der Berger des Pyrénées ist eine kluge Rasse
Beide Rassen dürfen zwar miteinander gekreuzt werden, in unserem Club bemühen sich die Züchter aber um eine klare Trennung.
Beide Rassen sind mit einer hohen Arbeitsintelligenz ausgestattet, wobei der Kurzhaar eine noch höhere Gehorsamsintelligenz hat, weil er weniger speziell aufs Hüten festgelegt ist. Auch deshalb ist
er bei Sportlern (Agility, Obedience) sehr beliebt.
Der Berger des Pyrénées ist ein Hund, der bei einem Minimum an Größe und Gewicht ein Maximum an Energie besitzt. Sein Gesicht hat einen einzigartigen listigen, aufgeweckten und pfiffigen Ausdruck. Die dreieckige Form des Kopfes und die klugen, neugierigen Augen unterstützen diesen sympathischen Eindruck.
Dass unser Berger so „süß“ aussieht, verlockt Fremde oft dazu, sich dem Hund spontan zu nähern, um ihn zu streicheln. Die Rasse aber verhält sich allem Fremden gegenüber relativ oft abwartend und misstrauisch – hier spielen natürlich auch Erziehung und Training des Welpen eine große Rolle, wodurch man das Misstrauen reduzieren und den Hund geselliger machen kann.
Aber als Besitzer eines Bergers muss man damit leben, dass Fremde den Hund einen „Angsthasen“ nennen, nur weil er sich nicht immer anfassen lässt oder weil er ihren Annäherungsversuchen ausweicht. Und man muss beim Berger auch damit rechnen, dass er zu intensive Sympathiebekundungen fremder Menschen knurrend ablehnt. Die eigene Familie aber liebt er hingebungsvoll. Für Kinder, Haus und Garten ist er ein zuverlässiger Wächter.
So liebebedürftig er im Haus ist, so lebhaft, einsatzfreudig und unternehmungslustig ist er bei Spaziergängen. Seinem Bewegungsdrang muss man täglich genügend Raum zubilligen, vor allem muss der Berger mentale Übungen absolvieren, wie z.B. Geschicklichkeitstraining, Apportieren usw., sonst wird der Berger des Pyrénées überschüssige Energien zu „dummen“ Streichen im Haus zu nutzen wissen; und auch die Eigeninitiative des Bergers muss von der ganzen Familie dominiert werden, damit er nicht aus lauter Verantwortungsgefühl für seine „Herde“ die Führung übernimmt.
Der Berger des Pyrénées ist eine robuste Rasse
Die Heimat dieser ursprünglichen Rasse sind die Almregionen der französischen Pyrenäen. In unserem Club wird die ursprüngliche Bestimmung der Rasse von den Züchtern immer wieder durch Tests an Schafherden überprüft.
Und dies nicht, weil der Berger auch heute noch als Hütehund arbeitet, sondern vielmehr, weil seine Arbeitsintelligenz und seine spezielle Veranlagung zum Hüten ihn zu einem geradezu besessenen Workaholic machen, und er sich mit feurigem Eifer für vielfältige Aufgaben begeistern lässt: in der Schweiz und in Deutschland z. B. werden Pyrenäen-Hütehunde erfolgreich zu Rettungshunden ausgebildet.
Die verblüffende Intelligenz des Berger des Pyrénées ist mit sehr viel Liebe, aber auch mit viel Konsequenz zu leiten. Er ist selbstbewusst und lernfähig; er möchte im Grunde seinem Herrn alles
recht machen, er wird andererseits jede Nachgiebigkeit seiner Familie für sich ausnutzen. Hier gilt es, vom Welpenalter an durch konsequente Erziehung die Weichen richtig zu stellen, die Grenzen
abzustecken: und das heisst, dass man nur dann einen Befehl geben soll, wenn man vorher weiss, dass er durchsetzbar sein kann.
Dann muss man aber auch mit äußerster Konsequenz auf der Ausführung dieses Befehls bestehen. Schenkt man dem Welpen einmal die Ausführung, so merkt er sich nur, dass er Befehle prinzipiell nicht zu
befolgen braucht. Beim gut erzognenen Hund kann man durchaus mal Fünfe gerade sein lassen, beim Welpen nie!
Die Pflege des Berger des Pyrénées ist nicht sehr aufwendig. Er ist ein robuster Hund, der kaum erkrankt und leicht ein Alter von dreizehn und mehr Jahren erreicht. Auf Grund seiner geringen Körpergröße benötigt er deutlich weniger Futter, als es die Futtermittel-Hersteller wünschen, und er beansprucht wenig Platz in Wohnung und Auto. Dafür aber will er überall dabei sein. Der Berger ist als Einzelhund in einer Familie absolut kein „Zwingerhund“, denn er sucht und braucht den intensiven Kontakt mit seiner Familie.
Seine Fellpflege differiert ein wenig nach Art der Textur, ist aber als Oberflächenbehandlung mit einigen Bürstenstrichen pro Woche erledigt. Zusätzlich sollte man auf kleine Verfilzungen hinter den Ohren und an den Ellbogen achten, die man auskämmen muss. Einmal im Jahr wird der Pyrenäen-Hütehund gründlich ausgekämmt, dann darf keine Zotte mehr im Fell bleiben. Auch wenn man für die Fellpflege als solche nicht viel Zeit benötigt, sollte man doch jeden Tag seinen Berger vom Kopf bis zur Rute abtasten und dabei oft seinen Namen nennen: Sie haben so eine gute Kontrolle über Fremdkörper im Fell und auch über den Hund, der sich von klein auf ans Angefasstwerden gewöhnen muss.